Mittlerer Niederrhein

Mittlerer Niederrhein
© IHK Mittlerer Niederrhein

Die Unternehmen der Region geben dem Wirtschaftsstandort Mittlerer Niederrhein die Schulnote 2 minus. Sie sind insgesamt zufrieden mit dem Standort, sehen allerdings in Einzelbereichen durchaus Verbesserungspotenzial. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer Studie zur Wirtschaftsstruktur und Standortqualität des Mittleren Niederrheins, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein gemeinsam mit der Hochschule veröffentlicht hat.

Neue Gewerbeflächen für bessere Entwicklung

Die Beschäftigungsentwicklung und die Entwicklung der Bruttowertschöpfung verlief in der Region zuletzt etwas schlechter als im Land Nordrhein-Westfalen. Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer könnten insbesondere neue Gewerbeflächen dafür sorgen, dass sich die Region besser als der Landesdurchschnitt entwickelt. Schließlich scheitern mögliche Unternehmensansiedlungen häufig am Mangel an passgenauen Gewerbeflächen. Die Kommunen sollten alle Kraft darauf verwenden, die Flächen im Regionalplan schnellstmöglich in örtliches Planungsrecht umzusetzen und baureif zu machen.

Dienstleistungssektor wächst

Mit Blick auf die Wirtschaftsstruktur zeigt sich, dass insbesondere die distributiven Dienste – zum Beispiel Verkehrsdienstleister und Großhändler – nach wie vor von großer Bedeutung am Mittleren Niederrhein sind. 15 Prozent der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gehen einer Tätigkeit in dieser Branchengruppe nach. In NRW liegt der Anteil bei 10,4 Prozent – Tendenz sinkend.

Deutlich erkennbar: Das Wachstum des Dienstleistungssektors hat auf Kosten der Industrie hat am Mittleren Niederrhein Fahrt aufgenommen. Der Beschäftigtenanteil der Industrie in der Region liegt mit 20,5 Prozent genau auf dem Niveau des Bundeslands und deutlich unter dem Wert des Jahres 2008 (24,1 Prozent). Bisher war der Industrieanteil an der Gesamtbeschäftigung am Niederrhein immer etwas höher als in NRW. Zum ersten Mal liegen die Werte gleichauf. Zwar konnten Branchen wie die Chemische Industrie seit 2008 ihre Beschäftigtenzahl deutlich erhöhen. Auf der anderen Seite mussten Druckereien und Metallerzeuger einen spürbaren Beschäftigungsrückgang hinnehmen.

Gute Werte für Straßeninfrastruktur und Luftverkehr

Die Betriebe geben der Standortqualität in der Region im Schnitt die Schulnote 2 minus. 58 Prozent der Betriebe bewerten den Standort mit einer Note von 1 oder 2. Eine 3 oder 4 vergeben 39 Prozent der Unternehmen. Nur für knapp drei Prozent der Gewerbetreibenden sind die Bedingungen in der Region nicht mehr ausreichend. Dass die Unternehmen insgesamt zufrieden mit dem Standort sind, liegt vor allem an der Verkehrsinfrastruktur. Besonders die Straßeninfrastruktur und die Erreichbarkeit über den Luftverkehr erreichen gute Werte. Das dichte Autobahnnetz macht die Region zu einem Top-Standort für Logistikdienstleister. Diese Stärke muss gepflegt werden. Daher sollten die im Bundesverkehrswegeplan beschriebenen Maßnahmen zum Straßenausbau zügig in Angriff genommen werden. Schließlich sei das Straßen- und Autobahnnetz bei der vergangenen Analyse im Jahr 2012 von den Unternehmen noch besser beurteilt worden.

Wichtigster Standortfaktor: Breitbandanbindung

Kritischer als noch im Jahr 2012 bewerten die Betriebe mittlerweile auch die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur, insbesondere die Internetleistung. Eine leistungsfähige Breitbandanbindung ist mittlerweile der wichtigste Standortfaktor. Die Städte und Gemeinden sollten eine gut ausgebaute Breitbandinfrastruktur als Thema der Daseinsvorsorge betrachten.

Arbeitsmarktfaktoren schneiden gut ab

Die Arbeitsmarktfaktoren erhalten im Schnitt eine ordentliche Bewertung. Mit dem Angebot an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen sind die Unternehmen zufrieden. Allerdings werden die Verfügbarkeit und die Qualifikation der lokalen Arbeitskräfte kritisch betrachtet. Auch diese Analyse zeigt, dass sich der Fachkräftemangel in der Region verstärkt. Der Standortfaktor Verfügbarkeit von Arbeitskräften wurde zuletzt im Jahr 2003 von den Betrieben vergleichbar kritisch bewertet.

Verbesserungspotenzial bei Kommunalen Kosten und Leistungen

Verbesserungspotenzial sehen die Unternehmen auch bei den kommunalen Kosten und Leistungen. Der Gewerbesteuerhebesatz ist aus Sicht der Betriebe der drittwichtigste Standortfaktor und damit für die Ansiedlung von Unternehmen von großer Bedeutung. Dieser Standortfaktor wird schlechter bewertet als noch vor fünf Jahren. Die IHK führt dies darauf zurück, dass seit dem Jahr 2012 zwölf der neunzehn Kommunen am Mittleren Niederrhein den Gewerbesteuerhebesatz erhöht haben. Dies hat die Standortqualität geschwächt. Gleichzeitig werden wichtige Servicefaktoren wie die behördlichen Reaktionszeiten und die Kooperation der Ämter untereinander aus Sicht der Betriebe auf dem gleichen zufriedenstellenden Niveau bewertet wie vor fünf Jahren.

Die Standortanalyse mit allen Ergebnissen ist abrufbar unter: